Inhalt / Kritik
Während Sunnyvale ein sehr friedlicher Ort ist, an dem die Menschen glücklich und zufrieden sind, sind Mordfälle im benachbarten Shadyside keine wirkliche Seltenheit. Die Überraschung hält sich daher in Grenzen, als ausgerechnet dort ein bislang unauffälliger junger Mann in einem Einkaufszentrum ein Massaker veranstaltet. Als bei einer Trauerveranstaltung für die Opfer Jugendliche aus beiden Städten zusammenkommen, führt dies zu einer heftigen Auseinandersetzung. Viel schlimmer sind aber andere Ereignisse, die kurze Zeit später auftreten. Immer wieder werden Deena (Kiana Madeira) und ihre Freunde von seltsamen Leuten verfolgt, die es offensichtlich auf ihr Leben abgesehen haben. Ob es etwas mit der Hexe aus den Legenden zu tun hat, welche Deenas Ex-Freundin Sam (Olivia Scott Welch) gesehen haben will?
Das Geschäft mit der Nostalgie
Mehr als 400 Millionen verkaufter Bücher, das muss man erst einmal schaffen. Umso überraschender ist, dass R. L. Stine in Film und Fernsehen bislang so wenig berücksichtigt wurde. Während der ähnlich erfolgreiche Stephen King die Vorlage für unzählige Werke lieferte, ist bei dem auf ein jüngeres Publikum spezialisierten Stine die Ausbeute recht gering. Im Kinobereich gab es mit Gänsehaut(2015) und der Fortsetzung gerade mal einen nennenswerten Versuch, aus der Popularität Profit zu schlagen. Nun unternimmt Netflix einen eigenen Anlauf, diese sich bietende Lücke für sich zu nutzen. Gleich drei Filme, welche auf der 1989 gestarteten Buchreihe Fear Streetbasieren, sollen dem Publikum Angst und Schrecken einjagen und dem Video-on-Demand-Anbieter satte Zuschauerzahlen bescheren.
Und damit das auch ja funktioniert, entschied man sich bei Fear Street – Teil 1: 1994, ganz massiv auf einen Nostalgiefaktor zu setzen. Das ist erst einmal nicht außergewöhnlich, in den letzten Jahren haben viele erkannt, dass mit Verweisen an die gute alte Zeit mächtig Kohle verdient werden kann. Titel wie Stranger Thingsoder Es haben es vorgemacht, viele andere folgten. Hier geht man aber noch einen ganzen Schritt weiter. Wenn zu Beginn des Films alle paar Sekunden ein neues altes Lied gespielt wird, um uns knapp 30 Jahre zurück in die Vergangenheit zu zaubern, dann ist das schon ziemlich plump, geradezu ärgerlich aufdringlich. Es ist zudem schlampig recherchiert, wenn sich darunter Titel wie Only Happy When it Rains oder Killing Me Softly befinden, die erst nach 1994 erschienen sind. Wenn man sich schon anbiedert, dann sollte das in sich stimmig sein.
Probleme mit der Balance
Allgemein tut sich Fear Street – Teil 1: 1994anfangs ein wenig schwer, mal tatsächlich in Fahrt zu kommen. Während der Auftakt rund um den Mörder, der durchs Kaufhaus schleicht, noch recht stimmungsvoll geworden ist, langweilen die Geschichten um die jungen Protagonisten und Protagonistinnen. Der Gegensatz von Sunnyvale und Shadyside ist da schon vielversprechender, wird aber kaum genutzt. Wir haben ihm lediglich die Szene zu verdanken, in der die beiden Seiten sich gegenseitig alles Mögliche an den Kopf werfen. Das ist anstrengend, so wie viele Figuren hier anstrengend sind. Wo andere dieser Nostalgie-Jugendtrips mit einer schönen Gruppendynamik die Geschichte aufwerten, da hält sich hier die eigene Anteilnahme doch in Grenzen.
Interessant wird es, wenn Regisseurin und Co-Autorin Leigh Janiak das Gespräch zurück auf die Hexe bringt und der zunächst noch recht gewöhnliche Slasher eine übernatürliche Note bekommt. Die Geschichte von Fear Street – Teil 1: 1994 schlägt da mehrere Haken. Selbst ein genreaffines Publikum wird hier nicht alle Entwicklungen vorhersagen können. Gleichzeitig darf sich dieses über zahlreiche Verweise an bzw. Verbeugungen vor der Horrorgeschichte freuen. Selbst ohne die anfangs so aufdringliche Musik bedeutet der Film eine Reise zurück in die Vergangenheit. Wer sich zur Zielgruppe zählt, bei dem stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich zwischendurch mal das eine oder andere Lächeln aufs Gesicht schleicht.
Trotz guter Geschichte kein Highlight
Für ein echtes Genrehighlight hat es jedoch nicht gereicht. Auch wenn die Geschichte ihren Reiz hat und gegen Ende hin sogar unerwartet bösartig wird, da ist schon zu viel Leerlauf dazwischen. Fear Street – Teil 1: 1994 wird auch nie so spannend, wie man sich das von einem Horrorfilm erhoffen würde. Für einen soliden Film reicht das, man kann sich hiermit seine Zeit vertreiben. Die Idee einer Trilogie – der zweite Teil 1978 startet bereits eine Woche später – ist ebenfalls reizvoll und macht neugierig auf das, was da noch kommen könnte. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Stärken des ersten Films dort mehr Beachtung finden als die diversen Schwächen und man sich dort mehr auf die Geschichte als solche konzentriert.
Credits
OT: „Fear Street Part One: 1994“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie:Leigh Janiak
Drehbuch: Leigh Janiak, Phil Graziadei
Vorlage: R. L. Stine
Musik: Marco Beltrami, Marcus Trumpp
Kamera: Caleb Heymann
Besetzung: Kiana Madeira, Olivia Scott Welch, Benjamin Flores Jr., Julia Rehwald, Fred Hechinger, Ashley Zukerman, Darrell Britt-Gibson, Maya Hawke, Jordana Spiro, Jordyn DiNatale
Trailer
https://www.youtube.com/watch?v=8hxk41mKz_o
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